Du betrachtest gerade Harry Potter und die Rosen
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Eigentlich war ich nur auf der Durchreise, und ich hätte niemals im Leben geplant, extra nach Northumberland zu reisen und die Gärten von Alnwick zu besuchen. Aber wie auf dem Strassenschild der Name“ Alnwick Castle“ auftauchte, kam mir das irgendwie bekannt vor, und wir stoppten, um uns kundig zu machen. Irgendwoher, das wusste ich, kannte ich dieses Schloss und seine Gärten!

Das Rätselt löste sich sofort, als ich den Namen ins Handy eintippte: Hier wurde ein Teil der Harry-Potter-Filme gedreht. Man konnte nun, das erfuhr ich auf der Ticket-App, auf dem englischen Rasen vor dem Schloss einen Kurs im Besenfliegen buchen. Ausserdem war Alnwick schon vor den Zauberfilmen berühmt für seine Gärten. Und das grösste Baumhaus der Welt stand hier auch. Da wir eh schon da waren, wollte ich mir wenigstens die Gärten und das Baumhaus ansehen – das Interieur des Schlosses kannte ich ja schon von den Filmen.
Folgendes ging mir in Alnwick durch den Kopf: Ein Garten muss nicht schlecht sein, nur weil er sehr berühmt ist und touristisch intensiv vermarktet wird. Ich fand im Gegenteil die Anlage recht schön. All die prächtige Formschnittkunst. Die Wasserspiele. Die wohlgepflegten Beete mit den englischen Rosen und ihrem unverwechselbaren Duft. Auch das Baumhaus ist tatsächlich zauberhaft – es besteht aus zusammengebauten Türmen, Brücken, Terrassen und verborgenen Winkeln, und wird als Restaurant genutzt. Sinnigerweise gibt es in den Alnwick-Gardens einen Poison-Garten, wo allerlei Giftiges gedeiht. In einer recht lustig gestalteten Führung wurden Geschichten über Giftmorde und allerlei Wissenswertes preisgegeben, nichts Neues, aber die grossen, wie die kleineren Gäste lauschten fasziniert. Für uns war es eine amüsante Lektion in englischem Humor.

Das Gute an solchen Gärten, und vielleicht auch an den Harry-Potter-Geschichten (die ich persönlich bei ihrem Erscheinen auf Englisch verschlungen habe und bis heute mag, auch wenn die Autorin seither viel Mist erzählt hat): Dass grosse und kleine Kinder und überhaupt allerlei Menschen, die sonst nicht viel mit Gärten am Hut haben, in die hortikulturelle Welt eintauchen und die Schönheit der Pflanzen wie nebenbei entdecken. Ausserdem fand ich es berührend, wie an dem sonnigen Nachmittag zahlreiche englischen Familien auf dem englischen Rasen vor dem grossen Wasserspiel ihre Picnics ausbreiteten – man kann in Alnwick für den Preis eines einmaligen Eintritts das Recht erwerben, ein ganzes Jahr lang vorbeikommen zu dürfen. So ist dieser Garten also tatsächlich ein Ort zum Leben und zum die Pflanzenwelt entdecken – oder auch einfach um ein Glas Pimm’s zu trinken. In dem Sinn fand ich die Gärten von Alnwick wirklich gelungen.